Mit einem starken und konzentrierten Auftritt haben sich die Uni-Riesen Leipzig bei der hoch favorisierten BG Göttingen überraschend den ersten Sieg der Saison geholt. 68:79 stand es in der S-Arena nach einem ausgeglichenen und sehr intensiven Basketballspiel.
Die Partie begann mit den ersten Punkten für Leipzig, verwandelt von Chris Gadley. Sofort entspann sich eine hart umkämpfte Anfangsphase, in die beide Teams mit hohem Tempo und Einsatzbereitschaft hineingingen. Zur Mitte des ersten Viertels gelang es den Riesen durch Punkte von Spalke und Khartchenkov erstmals, eine Drei-Punkte-Führung herauszuspielen. Göttingen konnte aber sofort gegenhalten und seinerseits vier Punkte in Führung gehen. Zudem leisteten die Riesen sich nun einige Unsauberheiten im Passspiel und bei den Korbwürfen. So entschieden die Göttinger das erste Viertel mit 18:16 knapp für sich.
Das zweite Viertel war ebenso von einem hohen Spieltempo, aber auch einer kuriosen Punkteausbeute geprägt. Zunächst leisteten sich die Göttinger insgesamt mehr Fehler, sodass Leipzig mit einem zehn-Punkte-Lauf bis zur Viertelhälfte mit neun Punkten in Führung gehen konnten. In der Folge aber ließ die Konzentration der Riesen nach. Nun machte die BG ebenfalls zehn Punkte in Folge und konnte sich damit unmittelbar vor Viertelende die Führung knapp zurückholen. Mit der Halbzeit-Sirene sorgte aber Kai-Uwe Kranz mit einem Dreier dafür, dass die Riesen mit 32:34-Führung in die Kabine gingen.
Die zweite Spielhälfte begann mit dem Ausgleich der Göttinger und setzte sich weiterhin in einem ausgeglichenen Match fort. Die Uni-Riesen verschenkten zwar einige Punkte durch Fehler, setzten andererseits aber Akzente. Harry Marshall machte in Bedrängnis einen Korb und verwandelte den anschließenden Freiwurf, sodass Leipzig zwischenzeitlich mit vier Punkten vorn lag. Bedingt durch eine aus Göttinger Sicht unberechtigte Schiedsrichterentscheidung für die Uni-Riesen verwandelte sich die S-Arena in eine ungemütliche Spielstätte, denn nun mussten die Uni-Riesen gegen ein Pfeifkonzert des Publikums anspielen. Das schien sich denn auch auf die Leipziger Nerven zu legen, denn sie wurden in der Folge unkonzentrierter und mussten den zwischenzeitlichen Göttinger Ausgleich hinnehmen. Doch wieder gingen die Riesen fünf Punkte in front, aber wieder glich die BG aus. Das dritte Viertel endete 51:51.
2.300 Zuschauer in der S-Arena sahen dann ihre Göttinger mit einem Punkt in Führung gehen. Durch harte Defense-Arbeit und konzentriertes Spiel nach vorn konnten die Riesen aber bald wieder in Führung gehen. Unter anderem durch Würfe von Walter Simon und Chris Gadley betrug diese zwischenzeitlich acht Punkte. Aber Göttingen kam wieder, auch mit Unterstützung des Publikums, dass nach zahlreichen Schiri-Entscheidungen gegen das eigene Team dies nun umso frenetischer unterstützte. Gut vier Minuten vor Ende der Partie war Göttingen so wieder bis auf einen Punkt herangekommen. Jetzt wurde es eine Nervenschlacht, in der die Riesen konzentrierter zu Werke gingen, einige Göttinger Angriffe unterbinden konnten, selbst aber das Körbewerfen nicht vergasen und anderthalb Minuten vor Schluss mit fünf Punkten in Führung gingen. Nikita Kharchenkov setzte in dieser hochspannenden Phase nochmal einen Dreier drauf. Nun hatten die Göttinger zudem noch Wurfpech, und so entschieden die Riesen diesen Krimi letztlich mit 68:79 für sich.
Mit dem Ruf „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ konnten sich am Ende auch die rund zehn mitgereisten Leipziger Fans gegen die 2.300 nun sehr stillen Göttinger Fans durchsetzen. Auf dem Parkett feierten die Uni-Riesen gemeinsam mit ihrem Trainer.
„Ich möchte mich bei meiner Mannschaft bedanken“, sagte ein sichtlich erleichterter Headcoach Ivan Vojtko. „Wir haben diesmal konzentrierter gespielt, speziell in den letzten drei Minuten. Aber insgesamt hat heute alles gepasst. Wir haben endlich gereboundet, wie wir es uns vorgenommen hatten, und unser Spiel gespielt. Also, nochmal ein Dankeschön an die Mannschaft!“
Der Göttinger Coach Johan Roijakkers hat für Sonntag erst einmal ein Straftraining angekündigt – für 8 Uhr morgens! „There is winning, and there is misery. Now it’s misery“, kündigte er an. „Leipzig hat den Sieg verdient. Ich möchte mich bei unseren Fans für mein Team entschuldigen. Einmal für die schlechte Leistung und dafür, dass die Spieler nicht abgeklatscht haben. Das gehört nun einmal dazu.“ An seinem Team ließ er nur wenig Gutes. „Ich habe Sullivan Phillips, Ramon Harris und Akeem Vargas spielen sehen – die anderen waren praktisch nicht anwesend“, sagte Roijakkers verärgert.
Erleichterung herrscht nun bei den Uni-Riesen. „Es hat Spaß gemacht auf dem Feld zu stehen, noch dazu vor so einer Kulisse“, sagte Hagen Hohlfeld. „Wir wollten noch mehr als Team spielen, haben viel mehr gekämpft und uns in wichtigen Situationen den Ball wiedergeholt“, erklärte er den Erfolg seiner Mannschaft.
Harry Marshall, der gemeinsam mit Walter Simon, Nikita Khartchenkov und Chris Gadley für den Großteil der Leipziger Punkte sorgte, sah seine Prognose vom Abschlusstraining bestätigt. „Heute war es so, dass wir besser miteinander kommuniziert und als Mannschaft gut gespielt haben. Und immer, wenn Göttingen ein paar Punkte davon gezogen ist, haben wir nicht an die vier Niederlagen gedacht, sondern die Nerven behalten und dagegen angekämpft. Heute haben alle miteinander und füreinander gespielt, und so sollte es immer sein.“
Auch Riesen-Coach Vojtko indes sieht seine Riesen nun auf einem aufsteigenden Ast. „Wir wussten, es wird schwer mit der wenigen Erfahrung. Diese Erfahrung sammeln wir nun langsam. Wir haben zwar bisher immer gut trainiert, aber wenn Du dann die Spiele verlierst, dann verlierst du auch irgendwann den Glauben. Deswegen war dieser Sieg wichtig: wir sind jetzt in der ProA angekommen!“
Nun kommt am Donnerstag mit der BG Karlsruhe nicht nur ein weiterer Liga-Favorit, sondern vor allem der Tabellenführer nach Leipzig. Um 19 Uhr ist Tip-Off in der Arena Leipzig.
Q1 18:16 | Q2 32:34 (14:18) | Q3 52:51 (20:17) | Q4 68:79 (16:28)
BG Göttingen:
Grimaldi (1), Vargas (14), Crowell, Guede (9), Livas, Harris (4), Davis (9), Hitchens (9), Phillips (18), Wenzl (4)
Uni Riesen Leipzig:
Kranz (5), Freer (2), Schaffartzik, Simon (16), Hohlfeld, Spalke (2), Heinrich, Macevicius (3), Marshall (16), Khartchenkov (15), Gadley (20)