Zwar nicht mit einem Sieg, dafür mit vielen Emotionen haben sich die Uni-Riesen Leipzig am Samstag aus der 2. Basketball Bundesliga ProA verabschiedet. Im Spiel gegen die Crailsheim Merlins war sportlich für beide Teams nichts mehr zu holen. Dafür ging es für alle Akteure um die Zukunft.
Norbert Beier beging seinen Abschied bereits vor dem Spiel. Zuschauer, Fanclub und Vereinsführung bedankten sich bei dem sympathischen Lockenkopf für sein langjähriges Engagement bei den Riesen. Auch wenn Beier in dieser Saison nicht häufig aufs Parkett durfte – an diesem letzten Spieltag gehörte er zu den Starting Five.
Der Spielbeginn allerdings lief für die Riesen wenig rund. Die Merlins schenkten den Riesen gleich zwei Dreier ein und legten anschließend noch drauf. Nach nicht einmal drei Minuten lagen die Hausherren mit 0:11 zurück, ehe Nick Freer die ersten Leipziger Punkte machte. Ein Abstand um die elf, zwölf Punkte herum sollte symptomatisch für das Spiel werden. Am Ende des ersten Viertels lag er bei dreizehn Zählern (16:29).
Auch im zweiten Viertel gelang es den Riesen nicht, ihr Spiel aufzuziehen. Crailsheim nahm die jeweils Leipziger Ballführenden in Dopplung und zwangen die Riesen damit zu Fehlern im Passspiel und im Wurf. Zwei Minuten vor der Halbzeit brachte Kevin Schaffartzik mit einem Dreier die Riesen auf 39:47 heran. Doch die folgenden Angriffe konnte das Team nicht nutzen. Statt den Rückstand weiter zu verkürzen, mussten die Riesen wieder abreißen lassen. Zur Halbzeit stellte Crailsheim beinahe den alten Abstand wieder her (43:54).
Das Bild nach der Halbzeit war unverändert. Die Riesen liefen weiter dem Vorsprung der Merlins hinterher, ohne nennenswert heranzukommen. Das änderte sich erst in der Schlussphase dieses Viertels, als Leipzig plötzlich die Offense wiederfand: so punktete Magnus Heinrich beim Stand von 62:76 aus der Distanz, Walter Simon und Adam Sollazzo machten nach teilweise spektakulären Balleroberungen gemeinsam weitere neun Punkte. Das Viertel endete mit einem motivierenden 74:78.
Diesen Schwung nahmen die Riesen auch mit in den letzten Spielabschnitt, Magnus Heinrich brachte sein Team auf zwei Punkte heran (76:78). Näher sollten die Riesen allerdings nicht kommen, weil Crailsheim das Heft des Handelns wieder übernahm und wie in der ersten Spielhälfte die Riesen zu vielen kleinen Fehlern zwang: in den nächsten fünf Spielminuten sollte einzig Geoff McCammon ein Leipziger Korb gelingen. So erlangte Crailsheim seine ungefähr-zehn-Punkte-Führung zurück, die es auch in die Schlussphase des Spiels brachte. Die vorerst letzten Uni-Riesen-Punkte in der zweiten Basketball Bundesliga ProA machte André Spalke – mit einem Dreier zum 96:102-Endstand.
Fakten zum Spiel
Q1 16:29 | Q2 27:25 (43:54) | Q3 31:24 (74:78) | Q4 22:24 (96:102)
Uni-Riesen Leipzig:
Freer (11), Schaffartzik (8), Simon (22), Beier, Hohlfeld, Spalke (3), Tyrna (19), Heinrich (9), McCammon (5), Sollazzo (19)
Crailsheim Merlins:
Crow (20), Karamatskos (7), Szewczyk (5), Coleman (8), Moore (6), Friedel (19), Buck (3), Lischka (4), Rose (3), Johnson (27)
Nummer 13 = Scholz
Für einen zweiten langjährigen Riesen-Akteur war das Saisonende auch gleichzeitig das Ende der aktiven Spieler-Karriere. Headcoach Martin Scholz, seit 1993 beim USC Leipzig im Basketball aktiv, war ja als Co-Trainer und Ersatz-Spieler in die Saison gestartet, hatte u.a. beim Saisonstart in Gotha einen Einsatz als Spieler. Damit ist nun Schluss – Scholz hängt die Basketball-Schuhe an den Nagel.
„Diese letzte Saisonphase – speziell die fünf Siege in Serie – das hat super viel Spaß gemacht. Es ging darum, zu zeigen, dass eine Leipziger Basketballmannschaft in der ProA gewinnen kann. Das haben wir geschafft“, sagte Scholz. Über seine nähere Zukunft hält sich Scholz eher bedeckt: „Erst einmal geht es für mich jetzt darum, im Sommer mein Studium zu beenden. Was danach kommt, ist noch nicht klar. Ich werde dem Verein sicherlich erhalten bleiben. Aber in welcher Form, das müssen wir abwarten.“
Zu Ehren seines zwanzigjährigen Engagements für den Leipziger Basketball wurde in der Arena ein übergroßes Spielertrikot mit Scholz‘ Spielernummer 13 aufgezogen. Vater und Uni-Riesen Geschäftsführer Werner Scholz verkündete: „Wir haben entschieden, dass wir diese Rücknummer nie mehr an einen Spieler vergeben werden. Denn die Nummer 13 wird immer deine Nummer bleiben“, sagte Vater Scholz zu seinem Sohn.
Abschied von der ProA
Nach dem Spiel hatten alle Zuschauer Gelegenheit, sich von jedem der Uni-Riesen Spieler ein Autogramm zu holen, gemeinsame Fotos zu machen oder ein paar persönliche Worte zu wechseln. Das Parkett in der Arena Leipzig wurde für eine gute halbe Stunde zum Schulhof, auf dem alte Bekannte aufeinander trafen. Neben Martin Scholz‘ erstem Trainer war auch Ex-Uni-Riese Richard Fröhlich gekommen, um den Schlusspunkt dieser ProA-Saison mitzuerleben. Den vorläufigen Ausklang der Spielzeit markierte eine Party mit Spielern, Management und vor allem dem Fanclub „LE Greens“.
Moneyball – 500 Euro für Nachwuchsarbeit
Auch am letzten Spieltag hatte ein aus dem Publikum gezogener Fan die Gelegenheit, mit vier Treffern (Korbleger, Freiwurf, Dreier und Wurf von der Mittellinie) innerhalb einer Minute 500 Euro zu gewinnen. Da er wie seine drei Vorgänger dieses Kunststück nicht vollbrachte, gehen die 500 Euro wie versprochen an den Nachwuchs der Uni-Riesen.
Die Arbeit an der Zukunft des Vereins ist und bleibt wichtigste Aufgabe des Managements. Gelingen soll sie weiterhin mit der tatkräftigen Unterstützung aller Uni-Riesen-Freunde und -Sponsoren. Für alle gilt: Nach der Saison ist vor der Saison!