Erzgebirgstraverse 2007

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Am 23. Juni 2007 fand die erste Erzgebirgstraverse statt. Ein Staffellauf über das Erzgebirge von Schöneck nach Altenberg über insgesamt ca. 180 km. Eine Staffel bestand aus 11 Läufern, die von Radfahrern begleitet werden durften.
Ich bin mit der Mannschaft der LG eXa an den Start gegangen.

Start war in der Nacht, 4:00 Uhr. Die ersten 6 Läufer und die Radfahrer sind schon am Freitag nach Schöneck gefahren. Dort wurde teils im auto, teils im Zelt genächtigt. Geschlafen, zumindest so richtig, hat keiner. So waren dann zum Start auch alle gleichzeitig todmüde und hellwach.
Gelaufen sind wir das Ganze in 16 Stunden und 29 Minuten. Weil wir als erste im Ziel waren, ist das nun der Streckenrekord.

Meine Etappe war das Stück vom Keilberg nach Jöhstadt (18,3 km).

Hier ein kurzer Bericht:

Endlich tauchte Christoph im Nebel auf. Zwischendurch hatten wir beim Warten auf dem Keilberg bei Nässe und Kälte schon das Schlimmste befürchtet, als Christoph bei keinem unser Posten aufgetaucht war. Nun kam er aber den Berg rauf und gab mir einen kleinen Vorsprung mit.
Meine Etappe sollte vom Keilberg nach Jöhstadt führen. Auf dem Papier eine einfache und übersichtliche Etappe mit 110m Aufstieg aber 630m Abstieg. Ich hatte mir vorher auf dem Keilberg schon angeschaut, wie es weitergehen sollte. Wie sich aber zeigen sollte, nicht weit genug. Mit dem Ziel bergab möglichst den Abstand zu dem anderen Läufer zu vergrössern, bin ich zügig losgelaufen.
Noch vorher hatten wir unsere Spässe über das Verlaufen gemacht. Naja, Hochmut kommt vor dem Fall! Laut Streckenbeschreibung sollte ich den Sessellift links kreuzen. Das habe ich auch prompt befolgt, leider eben nur an der vollkommen falschen Stelle. Und so stand ich plötzlich mitten auf einem Skihang und weder Weg noch Markierung war zu sehen.
Ok, dachte ich, die Strecke geht nach unten und kreuzt einen Forstweg, den konnte ich auch in der Tiefe sehen, also ab nach unten. Mit nassen Schuhen und Socken erreichte ich dann den Weg und schon das nächste Problem: Nach links oder nach rechts?
Meine Antwort auf diese Frage war natürlich die falsche. Also erstmal in die falsche Richtung den Berg wieder rauf. Irgendwie konnte das aber nicht richtig sein, also wieder zurück! Dann endlich die rot-weiße Markierung, jetzt war ich wieder auf der Strecke. Aber wo waren die anderen? Ich habe sicherlich durch das Verlaufen 5-6 Minuten verloren, also müssen die anderen irgendwie vor mir sein! Jetzt hiess es Tempo machen und möglichst wieder ranlaufen. Im Schweinsgalopp ging es jetzt den abenteuerlichen Forstweg mit Wasserrinnen runter. Ohne größere Überschläge und Stürze erreiche ich die Strasse. Die Strecke war jetzt klar, also weiter Richtung Haj. Nach dem steilen Stück vom Keilberg geht es jetzt etwas gemüchlicher bergab und es rollt richtig gut. Der Schnitt war irgendwo bei 4:30 min/km. Aber der andere Läufer ist nirgends zu sehen. Ich hatte scheinbar zuviel Zeit verloren. Plötzlich, nach dem Ort Haj, kam Silke auf dem Rad von hinten. Der andere Läufer hatte sich genauso verlaufen und war nun einige Minuten hinter mir.
Weiter ging es auf der Strasse von Haj Richtung Kovarska, immer mal hoch und wieder runter. Dann kamen die markanten Linkskurven, in der zweiten sollte es gerade aus weitergehen. Fast hätten wir den Abzweig verpasst und den kleinen fast überwachsenen Pfad übersehen. Der Pfad führte hinab zu einer kleinen Bachbrücke und auf der anderen Seite wieder hinauf. Dort an den Ruinen der verlassenen Schmelzersiedlung Vapenka vorbei. Jetzt ging es wieder auf einem breitern Weg entlang der Bahnstrecke nach Kovarska über den Bahnübergang. Aus Kovarska, einem kleines verschlafenes Nest mit dem obligatorischen Hotel ‚Central‘, ging es die Strasse weiter in Richtung Cerny Potok.
Jetzt kam auch die Sonne raus und es wurde ordentlich warm. Mütze ab und Weste aus, zum Glück gab es ja einen Radbegleiter der den Kram an sich nehmen konnte. Die Beine wurden immer schwerer, das hohe Anfangstempo forderte seinen Tribut. Dazu kamen auch noch Magenprobleme, die mich schon seit mehreren Kilometern begleiteten und immer schlimmer wurden. Der Kilometerschnitt wurde immer schlechter.
Die 6 Kilometer bis Cerny Potok schienen kein Ende zu nehmen, es ging immer mal hoch und dann wieder runter. Zum Glück gab es die Radbegleitung, sonst wäre es sicherlich noch schlimmer geworden. Jeden Augenblick glaubte ich, den andern Läufer um die Ecke biegen zu sehen, um mich noch kurz vor dem Etappenziel zu überholen.
Endlich die Strassenkreuzung nach Cerny Potok! Jetzt waren es nur noch 2 Kilometer. An den letzten Steigungen musste ich dann doch nochmal gehen, aber das Etappenziel kam immer näher. Dann stand auch Matthi schon an der Strecke und begleitete mich die letzten Meter bis zum Wechsel. Den Staffelstab David in die Hand gedrückt und ich hatte es hinter mir.
Zum Schluss war es ein Schnitt von 5:04 min/km. Eine schöne Strecke, die mir schwerer fiel als erwartet. Aber nächstes Jahr werde ich zeigen, das ich es auch ohne Verlaufen schaffe. 😉